Zur ersten Tagung "Molekularbiologie der Pflanzen"
siehe auch: Fotos der Tagungsstätten | Titelbilder der Abstract-Bände
von Prof. Dr. Reinhold Herrmann
Zu Beginn der Achtziger Jahre wurde die Notwendigkeit klar, eine Tagung für pflanzliche Molekularbiologie ins Leben zu rufen. Das damals ja recht neue, prosperierende und zukunftsträchtige Gebiet, das nahezu alle botanischen Teildisziplinen zu erfassen begann, hatte hierzulande – im Gegensatz zu Übersee – nicht den ihm gebührenden Stellenwert und wurde eher stiefmütterlich, ja teilweise sogar mit Unverständnis behandelt. Es fehlte ihm eine angemessene Plattform. Die Gelegenheit, die Einrichtung einer solchen Tagung anzusprechen, bot sich mir während einer Begutachtung des Instituts für Genbiologische Forschung (IGF, Berlin), das kurz zuvor zur Förderung des Fachgebietes mit Unterstützung des BMFT (BMBF) gegründet worden war, und an der ich als Gutachter teilnahm. Mit Gunther Feix (Universität Freiburg i. Br.), ebenfalls Gutachter, und Dr. Binder, dem Vertreter des BMFT, wurde am Rande der Sitzung besprochen, die Tagung zu schaffen. Dr. Binder erkannte die Zweckmäßigkeit einer solchen Veranstaltung und schlug eine Anfangsfinanzierung für 5 Jahre vor, die dann administrativ über das IGF abgewickelt wurde.
Zweck und Ziel
Die Ziele der jährlich vorgesehenen Tagung waren mehrschichtig: Vertreter der verschiedenartigsten Teilgebiete der Botanik, die molekularbiologische Ansätze verwendeten, zusammenzuführen, ein Forum zu schaffen, methodische Erfahrungen und Inhaltliches des sich rapide entwickelnden Gebietes auszutauschen, u.a. um zeitraubende und kostenträchtige Fehlversuche und Redundanzen zu vermeiden, früh von neuen methodischen Entwicklungen zu erfahren, vor allem aber auch den direkten Kontakt zwischen Nachwuchskräften und etablierten Wissenschaftlern herzustellen, Kooperationsmöglichkeiten auszuloten und die Gelegenheit zur Information über den Stellenmarkt zu schaffen.
Vorbild: Gordon-Konferenzen und keine Abstracts
Vorgesehen war eine Tagung mit unkonventionellem und zwanglosem Format, etwa in Stile von Gordon-Konferenzen in Übersee, die damals einschlägig auf diesem Gebiet eingerichtet worden waren. Für die Anmeldung zur Zulassung beispielsweise wird bis heute keine Kurzfassung (oder gar Manuskript) verlangt, wie sonst häufig üblich; fünf Stichworte zur Thematik wurden als ausreichend angesehen, Inhaltliches abzuschätzen und Beiträge einzelnen Teilgebieten zuzuordnen. Weitere Aspekte waren die Begrenzung der Teilnehmerzahl sowie von Anfang an wechselnde Organisatoren, um unterschiedliche Schwerpunkte setzen zu können. Jeweils drei Organisatoren sollten verantwortlich zeichnen, federführend ein Hauptverantwortlicher bzw. eine Hauptverantwortliche sowie in der Regel die/der Hauptorganisator/in der vorangegangenen bzw. der folgenden Tagung.
Erste Tagung 1988
Die Tagung wurde erstmals im Jahr 1988 durch Gunther Feix, Lothar Willmitzer und mich als Federführenden im Sporthotel „Sonnenbichl“ in Warmensteinach (Fichtelgebirge) abgehalten, das mit seiner Lage und seinem Ambiente einen geeigneten Rahmen bot (Abbildungen). Dort fand die Veranstaltung dreimal statt. Im 4. Jahr wichen die Organisatoren für zwei Tagungen in das Hotel Dahl nach Niederbachem aus, da das Warmensteinacher Hotel für den in Frage kommenden Zeitraum bereits anderweitig gebucht war. Ulrich Wobus (IPK Gatersleben) holte die Veranstaltung 1993 dann in die neuen Bundesländer, nach Wernigerode in das Hotel „Stadt Wernigerode“ (fünf Tagungen), Ulf-Ingo Flügge (Universität zu Köln) 1998 schließlich nach Dabringhausen (Haus Maria in der Aue, Abbildungen). Dort findet sie seither statt. Ulf-Ingo Flügge war es auch, der 2008/2009 als damaliger Präsident der Deutschen Botanischen Gesellschaft veranlasste, die Tagung unter deren Schirmherrschaft zu stellen.
Stiftung des Reinhold von Sengbusch-Preises
Ein wichtiges Ereignis war 1998 die Stiftung des Reinhold von Sengbusch-Preises durch dessen Familie als Auszeichnung für jeweils drei Poster. Den Kontakt zur Stifterfamilie hatte Heinz Saedler (MPIPZ Köln-Vogelsang) vermittelt. Er hielt auch die erste Laudatio auf Reinhold von Sengbusch und sein bahnbrechendes Werk in der Züchtungsforschung und Züchtung. Seither zeigt die Familie ihre Verbundenheit zur Veranstaltung, denn die Preise können bis heute verliehen werden. Die Stiftung wurde sogar noch um Auszeichnungen für drei Vorträge von Doktoranden/innen erweitert, und Prof. Günter von Sengbusch sowie auch andere Mitglieder der Familie besuchen die Tagung regelmäßig.
München und Warmensteinach, Sommer 2016
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Allen Kolleginnen und Kollegen, die geholfen haben, die Unterlagen zu vervollständigen, möchte ich hier herzlich danken.