Sektionsgeschichte

Der seit September 2019 amtierende Sektionssprecher Stefan Rensing mit ehemaligen Sprechern und Sprecherin, Ulf-Ingo Flügge, Renate Scheibe, Hartmut Lichtenthaler und Karl-Josef Dietz (von links). Foto: Lichtenthaler

zusammengestellt von Hartmut Lichtenthaler, Karlsruhe, im August und Dezember 2017, und ergänzt im September 2019

Die Sektion Pflanzenphysiologie der DBG wurde, im Zusammenhang mit der im Juli 1978 in Edinburgh erfolgten Gründung der europäischen Föderation der Pflanzenphysiologen (Federation of European Societies of Plant Physiology, FESPP), dann im September 1978 auf der Botanikertagung in Marburg von den deutschen Pflanzenphysiologen, alles Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG), offiziell gegründet. Damals wurden Ulrich Lüttge, Darmstadt, zum Sektionsvorsitzenden gewählt und Hartmut Lichtenthaler, Karlsruhe, zu seinem Stellvertreter.

Die Entwicklungen bis zur offiziellen Gründung der Sektion 1978

Jedoch gab es bereits vor der offiziellen Gründung der Sektion seit etwa 1973 um Hubert Ziegler (1925 – 2009), München, einen Kreis interessierter, meist jüngerer deutscher Pflanzenphysiologen, alles Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft, die sich für enge Zusammenarbeit und wissenschaftlichen Austausch mit den europäischen Kollegen, für gemeinsame europäische Tagungen und die Gründung einer Föderation der europäischen Pflanzenphysiologen einsetzten. Eine ganze Reihe davon waren in den 1960iger Jahren Postdocs in USA und hatten dort auf den jährlichen Tagungen der American Society of Plant Physiology, ASPP, die großen Vorteile eines regelmäßigen wissenschaftlichen Austausches für die eigene Forschung kennengelernt. Sie hielten Kontakt zu jenen europäischen Pflanzenphysiologen, die sie in USA kennengelernt hatten. Andere deutsche Pflanzenphysiologen hatten bereits Zusammenarbeit und gute Kontakte mit einzelnen Kollegen in anderen europäischen Ländern. Das gemeinsame Anliegen aller war, ein europäisches Äquivalent zur ASPP in USA zu schaffen und den regelmäßigen wissenschaftlichen Austausch in Europa zu fördern.

Solche Ideen gab es auch in anderen europäischen Ländern. Ein ganz starker Promotor war Paul-Émile Pilet, Lausanne, seit 1970 General-Sekretär der International Association of Plant Physiologists (IAPP). Das Anliegen der IAPP war es, weltweit die Forschung in Pflanzenphysiologie mit modernen Methoden zu stimulieren und die internationale Zusammenarbeit unter den Pflanzenphysiologen durch Tagungen und Workshops zu fördern. P.-É. Pilet besuchte viele pflanzenphysiologische Tagungen in verschiedenen europäischen Ländern und warb für seine Idee der creation of a European association of plant physiologists who could counterbalance our American colleagues‘ influence, wie er selbst schrieb. Er hatte schon früh Kontakt mit Hubert Ziegler, Hartmut Lichtenthaler und anderen deutschen Kollegen. Mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die International Union of Biological Sciences (IUBS) gelang es  schließlich im September 1974 in Würzburg, parallel zur Tagung der DBG, das erste europäische IAPP-Treffen zu organisieren. P.-É. Pilet wurde hierbei unterstützt von Hubert Ziegler (München), Kurt Egle (Frankfurt) und den Würzburger Kollegen W. Simonis, O.L. Lange, F.C. Czygan. Dieses erste ‚IAPP meeting‘ in Würzburg, auf dem in vier Sessions Kurzvorträge in englischer Sprache gehalten wurden mit Teilnehmern aus 12, meist europäischen Ländern, war ein entscheidender Schritt für die vier Jahre später erfolgte Gründung der FESPP.  Auf Anregung von P.-É. Pilet und Hubert Ziegler trafen wir uns dort zu einem informellen Gespräch, an dem zwar nur 25 Kollegen, davon die Hälfte deutsche Kollegen, teilnahmen, um die Möglichkeiten künftiger gemeinsamer europäischer Tagungen und die Schaffung eines Dachverbandes der europäischen Pflanzenphysiologen auszuloten. Das Interesse unter den Teilnehmern war sehr groß, es herrschte eine richtige Aufbruchsstimmung.

Ein weiterer ganz entscheidender Impuls für die Schaffung einer europäischen Föderation der Pflanzenphysiologen kam um 1973/1974 von einem Komitee der West European Science Research Councils (ESRC), das eine stärkere Kooperation zwischen den wissenschaftlichen Institutionen der Forschungsförderung in Europa , so dem CNRS in Frankreich, der DFG in Deutschland, dem Schwedischen Research Council SNF und jenen einiger anderer Länder hinsichtlich der künftigen Förderung experimenteller pflanzenphysiologischer Forschung wünschte. Die ESRC setzte eine ad hoc Gruppe ein, die auch die rationalization of scientific publication in Europe untersuchen sollte, der u.a. Alexis Moyse (Frankreich), Kurt Egle (Deutschland), Andres Kylin (Schweden) angehörten. Hubert Ziegler hatte schon zuvor im Herbst 1973 mit Anders Kylin seine Idee der Bildung einer europäischen Föderation der Pflanzen-physiologen und der gleichzeitigen Schaffung eines gemeinsamen europäischen Journals für Pflanzenphysiologie diskutiert. Nach dem ersten Treffen der ESRC ad hoc Gruppe am 7. Oktober 1974 in Kopenhagen, folgte bereits am 18. Oktober 1974 das zweite Treffen der ESRC ad hoc Gruppe mit erweitertem Teilnehmerkreis.

Nach eingehenden Besprechungen mit Herausgebern und Verlagen verschiedener europäischer pflanzenphysiologischer Zeitschriften folgte schon am 26. Februar 1975 in Ronneby Brunn, Schweden, das nächste Treffen der ESRC ad hoc Gruppe, zu dem auch Vertreter der meisten europäischen pflanzenphysiologischen und botanischen Gesellschaften eingeladen waren. Dort verständigte man sich auf die Schaffung einer Federation of European Societies of Plant Physiology, FESPP, mit den von H. Ziegler vorgeschlagenen Statuten, die jenen der bereits etablierten FEBS (Federation of European Biochemical Societies) ähnelten. Es wurde auch die Schaffung eines tri-lingual European Journal for Plant Physiology beschlossen, das durch Verschmelzung aus den drei Journals Physiologia Plantarum, Journal of Experimental Botany und Physiologie Végétale hervorgehen könnte. Diese Beschlüsse wurden auf einer erweiterten ESRC Conference in Paris am 20. Mai 1975 bestätigt und die nationalen europäischen Gesellschaften informiert. Beim Internationalen Botanikerkongress in Leningrad haben am 9. Juli 1975 P.-É. Pilet und H. Ziegler, in Abstimmung mit dem Vorsitzenden der russischen Pflanzenphysiologen, Valentin Kefeli (Moskau), zu einem informellen IAPP Treffen eingeladen, an dem auch die Vertreter mehrerer osteuropäischer botanischer bzw. pflanzenphysiologischer Gesellschaften teilnahmen.

Ich erinnere mich sehr gut an dieses Treffen, bei dem die Teilnehmer unanimously agreed that a Federation of European Societies of Plant Physiology (FESPP) should be created as soon as possible. Beim nächsten Treffen der ESRC ad hoc Gruppe am 14. November 1975 mit Pflanzenphysiologen aus 10 europäischen Ländern wurde die Schaffung einer Interim Federation of European Societies of Plant Physiology beschlossen mit Charles P. Wittingham (London) als President, Hubert Ziegler als Secretary General und Henk Veen (Wageningen) als Treasurer. Nach Information aller, auch der osteuropäischen Gesellschaften, wurde am 4. bis 5. Februar 1977 in Wien die Interim FESPP offiziell beschlossen. Die Versammlung war nach dem politisch gesehen „neutralen Wien“ einberufen worden, damit auch die Vertreter der osteuropäischen Länder teilnehmen konnten. Die Interim-FESPP hat dann die offizielle Gründung der FESPP auf dem 1. FESPP Kongress in Edinburgh vorbereitet, der dort vom 10. bis 12. Juli 1978 stattfand.

Die Vorsitzenden der Sektion

Die bisherigen Vorsitzenden der Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft (Stand 2017)

Die Geschichte der Vorsitzenden

Hubert Ziegler (1924 – 2009) hat im Vorfeld der offiziellen Gründung der Sektion von 1973 bis 1977 auf den Tagungen der DBG alle an der Bildung einer europäischen Föderation interessierten westdeutschen Pflanzenphysiologen über die laufenden Entwicklungen informiert. Er war somit der erste Vorsitzende der Sektion vor ihrer offiziellen Gründung 1978. Da einige Mitglieder im Vorstand der DBG um den damaligen Präsidenten André Pirson (1910 – 2004), Göttingen, befürchteten, dass mit der Bildung einer Sektion Pflanzenphysiologie die DBG gespalten werden könnte, legte Hubert Ziegler im Frühjahr 1978 die Leitung der Interim-Sektion nieder. Er regte im Februar 1978 eine schriftliche Wahl mit Peter Böger als Vorsitzendem und Ulrich Lüttge als Stellvertreter an (siehe Anhang01_Rundbrief-H-Ziegler_1978-an-Sektionsmitglieder.pdf). Sowohl Peter Böger (1935 – 2015), ein Schüler von André Pirson, als auch. Ulrich Lüttge, Darmstadt, wurden gewählt. Als Peter Böger im Juli 1978 auf dem ersten FESPP Congress in Edinburgh zum Chairman of the Advanced Courses Committee der FESPP gewählt wurde, gab er auf der Sektionsversammlung im September 1978 in Marburg den Vorsitz ab. An seiner Stelle wurden Ulrich Lüttge gewählt und H. Lichtenthaler als Stellvertreter.

Die Sektion Pflanzenphysiologie der DBG wurde wie zuvor dargelegt als Bindeglied für die Mitgliedschaft der deutschen Pflanzenphysiologen in der FESPP geschaffen. Alle Mitglieder der DBG, die der Sektion beitraten, wurden somit Mitglied der FESPP. Der Mitgliedsbeitrag betrug zunächst 10 DM, dem Mitgliedsbeitrag der FESPP. Dieser wurde zusammen mit dem Mitgliedsbeitrag für die DBG, damals 60 DM, an den Schatzmeister der DBG Adolf Kuhl, Göttingen, überwiesen. Dieser leitete die Sektionsbeiträge an den Schatzmeister der FESPP, Henk Veen, Niederlande weiter. Der Sektionsvorsitzende ist zugleich der National Delegate der Sektion und damit auch der Vertreter der DBG beim FESPP Council. Letzterer tritt alle zwei Jahre bei den FESPP Kongressen zusammen und entscheidet über die Entwicklung der FESPP, über die Orte künftiger FESPP-Kongresse, über FESPP-Workshops, etc. Eine detaillierte Übersicht mit vielen Einzeldokumenten über die vielseitigen Vorgänge, die schließlich 1978 zur Gründung der FESPP führten, ist nach eingehenden Befragungen der Zeitzeugen in verschiedenen europäischen Ländern von Lichtenthaler zusammengestellt worden (Lichtenthaler, 1986). Eine Kurzfassung wurde dann nach der 2002 erfolgten Umbenennung der FESPP in FESPB (Federation of European Societies of Plant Biology) abgefasst (Lichtenthaler, 2004 doi: 10.1078/0176-1617-01371).

Bereits vor der ersten offiziellen Sektionsversammlung 1978 in Marburg gab es bei Hubert Ziegler eine Liste von interessierten deutschen Pflanzenphysiologen. Nach der 1977 in Wien erfolgten Gründung der Interim FESPP sind etwa 70 deutsche Pflanzenphysiologen der damals gebildeten Interim-Sektion Pflanzenphysiologie der DBG durch Mitteilung an den Vorsitzendender Hubert Ziegler beigetreten. Sie hatten ab 1.1.1978 den FESPP-Beitrag von 10 DM an den Schatzmeister der DBG, Adolf Kuhl, Göttingen, zur Weiterleitung an den Treasurer der FESPP, Henk Veen, Wageningen überwiesen. Diese Mitglieder der Interim-Sektion waren dann bei der offiziellen Gründung der Sektion im September 1978 in Marburg und der Wahl des neuen Sektionsvorsitzenden und seines Stellvertreters stimmberechtigt. An dieser ersten offiziellen Sektionsversammlung haben zwar 40 deutsche Pflanzenphysiologen, darunter aber nur 15 Stimmberechtigte, die bereits Mitglieder waren, teilgenommen. Die Namen dieser Kollegen sind bekannt (siehe Liste im Anhang 2). Die anderen erklärten danach ihren Beitritt zur Sektion und zur FESPP. Peter Böger war verhindert. Mit dem Bekanntmachen der Sektionsgründung traten rasch weitere Mitglieder der Sektion bei. Peter Böger hatte, bereits vor der DBG-Tagung in Marburg, dem Schatzmeister der DBG Adolf Kuhl über 1000 Informations- und Werbebriefe der Sektion mit der Bitte um Beitritt zugeschickt, die dieser mit anderen DBG-Nachrichten, den Mitgliedern der DBG zusandte. Auf der Sektionsversammlung wurde eine von Peter Böger in Abstimmung mit Hubert Ziegler und dem Schatzmeister der DBG vorbereitete „Geschäftsordung der Sektion“ (siehe Anhang03_Geschaeftsordnung-Sektion-1978-09-12.pdf) angenommen, die u.a. eine Versammlung der Sektion jeweils während der Tagungen der DBG sowie alle zwei Jahre die Wahl des Sektionsvorsitzenden mit der Möglichkeit einer zweimaligen Wiederwahl vorsieht. Hubert Ziegler und wir anderen Gründungsmitglieder legten Wert darauf, dass wir eine Sektion innerhalb der DBG bildeten; eine eigenständige pflanzenphysiologische Gesellschaft, wie sie in mehreren anderen europäischen Ländern gegründet wurde, war nicht in unserem Sinn.

1980 wurde in Bochum Hartmut Lichtenthaler, Karlsruhe, zum Sektionsvorsitzenden und FESPP-Delegate gewählt (siehe Anhang04_Rundbrief_H-Lichtenthaler-u-P-Boeger_1980-an-Sektionsmitglieder.pdf) und später bis 1986 bestätigt. Seine Stellvertreter waren zunächst Martin Bopp, Heidelberg, von 1980 – 1982 und von 1982 - 1986 Nikolaus Amrhein, Bochum (siehe Anhang05_Rundbrief_H-Lichtenthaler_1982-12-05-an-Sektionsmitglieder.pdf). Durch sein aktives Werben für die FESPP, für Zusammenarbeit und Austausch der europäischen Pflanzenphysiologen ist unter Lichtenthaler die Anzahl der Sektionsmitglieder von 1979 von zunächst 130 (siehe Anhang 6), 1982 auf 223 (siehe Anhang 7) und bis 1986 auf 280 Mitglieder angestiegen. Er gewann für die Sektion auch viele Mitglieder unter den Botanikern der Industrie und bei staatlichen Institutionen, die bei den europäischen FESPP-Tagungen dabei sein wollten und dann auch Mitglied der Sektion und der DBG wurden. Auch der bekannte deutsch-amerikanische Pflanzenphysiologe Anton Lang (1913 – 1996), East Lansing, USA, den Lichtenthaler schon seit 1962 kannte, als dieser noch im Phytotron in Pasadena, California, forschte, wurde Mitglied der Sektion. Als Anton Lang 1982 in Freiburg zum Ehrenmitglied der DBG ernannt wurde, hat Lichtenthaler ihn mit Zustimmung der Sektionsmitglieder zum ersten ‚Ehrenmitglied der Sektion Pflanzenphysiologie‘ ernannt. Bei der Sektionsversammlung am 16.9.1982 in Freiburg waren 24 stimmberechtigte Mitglieder anwesend, darunter führende Pflanzenphysiologen, die in der Sektion und bei der Kooperation mit der FESPP eine wesentliche Rolle spielten (Anhang 8).

Unter Lichtenthaler wurde 1982 auch die Geschäftsordnung der Sektion geändert, so dass die Beiträge zur Sektion auf ein eigenes Bankkonto der Sektion in Karlsruhe überwiesen werden konnten (siehe Anhang09_Erste-Aenderung_Geschaeftsordnung_1982-02-16.pdf). Dies erlaubte eine frühzeitige Mahnung ausstehender Beiträge, denn anfangs mussten viele Mitglieder gemahnt werden. Diese Maßnahme garantierte so eine rechtzeitige Überweisung der eingegangenen Mitgliedsbeiträge direkt an den Treasurer de FESPP, Henk Veen. Auch die späteren Sektionsvorsitzenden haben diese Regelung beibehalten. Durch seine guten persönlichen Kontakte zu den anderen National Delegates im FESPP Council gelang es Lichtenthaler, den 5. FESPP Congress nach Hamburg zu holen. So nahmen beim 1984 FESPP Congress in Straßburg der FESPP Council und die General Assembly die Einladung der Sektion Pflanzenphysiologie der DBG an, Gastgeber des 5th FESPP Congress in Hamburg zu sein mit Hartmut Lichtenthaler als FESPP-President und Adolf Weber und Karl Dörffling als lokalem Organisationskomitee. Das deutsche Programm-Komitee bestand neben den drei vorgenannten Kollegen noch aus Nikolaus Amrhein und Peter Böger, der 1984 in Straßburg zum FESPP Secretary General gewählt worden war, sowie Ulrich Lüttge, Hans Mohr und Hubert Ziegler (siehe Anhang10_Programme-Organizing-Committee-1986-FESPP.pdf).

FESPP Executive Council bei der Eröffnung des 5th FESPP Congress am 31. August 1986 in Hamburg. Von rechts: H. Lichtenthaler (FESPP President), P. Böger (FESPP Secretary General), C.M. Karsson (FESPP Treasurer), B. Loughman (Publications Committee), K.P. Verbelen (Advanced Courses Committee) sowie A. Weber und K. Dörffling vom Organizing Committee. Foto: FESPP

Der Hamburger FESPP-Congress 1986

Dieser 5th FESPP Congress wurde bei hoher Beteiligung der europäischen Kollegen (über 800 Teilnehmer), bei ganz niedriger Tagungsgebühr und einem herausragenden wissenschaftlichen Programm ein voller Erfolg und brachte der Sektion Pflanzenphysiologie und der deutschen Botanik international hohes Ansehen. Den Festvortrag bei der Eröffnung des FESPP-Kongresses hielt Diter von Wettstein (1929-2016), damals Kopenhagen, über ein molekularbiologisches Thema bei Gerste: Cloned genes as easy tools in the study of gene expression. Darüber hinaus gab es erstmalig praxisorientierte Workshops, in denen den Kollegen die Methoden und der Einsatz der Molekularbiologie in der pflanzenphysiologischen Forschung nahe gebracht wurden. Es war unser Anliegen, dass wir aus jedem Mitgliedsland der FESPP wenigstens einen Vorsitzenden einer wissenschaftlichen Session hatten, so auch aus Israel (siehe Anhang11_Programme+Organizing-Committee_FESPB-1986.pdf). In einer Feierstunde wurden auf dem FESPP Congress in Hamburg auch die „Väter der FESPP“ Hubert Ziegler, Paul-Émile Pilet und Anders Kylin sowie drei weitere europäische Kollegen mit einem FESPP-Ehrendiplom geehrt, unterzeichnet von H. Lichtenthaler als President und P. Böger als Secretary General der FESPP.

Der Text lautete: The FESPP bestows this Diploma upon Prof. Dr. Hubert Ziegler as a token of thanks of his meritorious and selfless services towards developing and encouraging the idea of the FESPP as a European organization of distinguished scientists from the early 1970s until its official foundation in 1978.  Adolf Weber, Hamburg, war sehr erfolgreich im Einwerben von Drittmitteln zur Durchführung des FESPP-Kongresses in Hamburg. Dadurch konnten wir durch großzügige Vergabe von Reisebeihilfen die Teilnahme zahlreicher Kollegen aus den osteuropäischen Ländern ermöglichen. Aus der DDR konnten/durften, statt bisher nur 2 oder 3, dann sogar 6 Kollegen am Hamburger FESPP-Kongress teilnehmen. Jeder einzelne DDR-Kollege brauchte allerdings eine spezielle Reiseerlaubnis, die viele Wochen vorher beantragt werden musste, die, wenn sie überhaupt kam, aber meist erst zwei bis drei Tage vor Beginn der FESPP-Kongresse erteilt wurde.

1986 machte Lichtenthaler als scheidender Sektionsvorsitzender auf der Basis seiner 6-jährigen Erfahrung als Sektionsvorsitzender mehrere Vorschläge in Sinne eines Antrags an den Präsidenten der DBG Wilhelm Nultsch, u.a. dass der jeweilige Vorsitzende der Sektion Pflanzenphysiologie Sitz und  Stimme im Vorstand der DBG erhalten möge, dass die Sektion die Erlaubnis erhält, jährlich eigene Tagungen durchzuführen, dass die relativ hohen Beiträge an die DBG für die jungen Nachwuchsforscher für einige Jahre reduziert werden mögen, damit die jungen Kollegen umgehend Mitglied der FESPP werden können (siehe Anhang12_Brief-Lichtenthaler_an-DBG-Praesident-Nultsch-1986-06.pdf). Diese Anregungen wurden im Laufe der Zeit dann auch realisiert.

Namensanpassung

Bei der Sektionsversammlung in Hamburg 1986 wurde Nikolaus Amrhein, Bochum, als Sektionsvorsitzender und Manfred Kluge, Darmstadt, als sein Stellvertreter gewählt. Als N. Amrhein 1987 einen Ruf an die ETH Zürich annahm (siehe seinen Rundbrief von Januar 1988, siehe Anhang13_Rundbrief_N-Amrhein-an-Sektion_1988-01.pdf), wurde Manfred Kluge 1988 als Sektionsvorsitzender gewählt. Unter seiner Leitung haben wir den Sektionsbeitrag auf 20 DM pro Jahr erhöht, damit die Sektion über eigene Mittel verfügte, um während der DBG-Tagungen spezielle pflanzenphysiologische Sessions der Sektion durchführen und auch kleine Workshops einzelner Sektionsmitglieder finanziell fördern zu können, so 1990 einen Photosynthese Workshop in Karlsruhe. Dieses Angebot wurde gut angenommen. Um der zunehmenden Bedeutung der pflanzlichen Molekularbiologie unter den Sektionsmitgliedern gerecht zu werden, wurde unter Manfred Kluge auch der Name der Sektion zu „Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie“ der DBG erweitert.

In diesem Zusammenhang zu erwähnen ist, dass 1988 von  Reinhold Herrmann, München, in Zusammenarbeit mit Kollegen im Fichtelgebirge die erste Tagung zur „Molekularbiologie der Pflanzen“ organisiert wurde, dies zunächst unabhängig von der Sektion. Diese seither jährlich abgehaltenen Folgetagungen zur „Molekularbiologie der Pflanzen“ wurden später von der Sektion finanziell unterstützt. Anzumerken ist ferner, dass in den Jahren bis 1992 die Kommunikation mit und unter den Sektionsmitgliedern noch per Briefpost und Telefon lief.

Beitritt der DDR Kollegen zur Sektion

1990 traten die Kollegen der ehemaligen DDR, die bereits zuvor über ihre eigene Sektion Mitglieder der FESPP waren, auf der ersten wieder gemeinsamen Botanikertagung Anfang Oktober in Regensburg unserer westdeutschen Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie bei. Ein Hinderungsgrund war zunächst allerdings, dass sie dazu auch Mitglied der DBG werden mussten, aber den für sie damals sehr hohen jährlichen Mitgliedsbeitrag zur DBG von 60 DM nicht zahlen konnten. Erst nach starker Intervention durch Hubert Ziegler und Hartmut Lichtenthaler – die Kollegen der ehemaligen DDR hatten inzwischen auch das Angebot der Schweizer Pflanzenphysiologen bei ihnen mit nur 10 DM Mitgliedsbeitrag Mitglied der FESPP werden zu können –  hat der damalige Präsident der DBG, Wilhelm Nultsch (1927 – 2011) schließlich doch noch einem stark ermäßigten DBG-Mitgliedsbeitrag für die ostdeutschen Kollegen für die ersten drei Jahre ihrer Mitgliedschaft zugestimmt. Damit war für die ostdeutschen Kollegen der Weg frei für einen Beitritt zur Sektion und zur DBG, und wir konnten dann am 3. Oktober 1990 in Regensburg gemeinsam und vereint die Deutsche Wiedervereinigung feiern. Einige der Kollegen waren bereits schon früher Mitglied der DBG gewesen und hatten noch bei der letzten gemeinsamen Botanikertagung 1964 in München teilgenommen, bevor die DDR das unterbunden hatte.

1992 wurde auf der Sektionsversammlung während der DBG-Tagung in Berlin Renate Scheibe, Osnabrück, als Sektionsvorsitzende gewählt. Sie hat einige wesentliche Neuerungen eingeführt. So hat sie eine Aktualisierung des Mitgliederverzeichnisses mit Angabe der E-Mail-Adressen und der Forschungsinteressen zum schnelleren Austausch von Informationen unter den Sektionsmitgliedern, u.a. auch zur schnellen Suche nach Gutachtern für eingereichte Manuskripte, vorgenommen. Dieses erweiterte Mitgliederverzeichnis wurde dann allen Sektionsmitgliedern per E-Mail zugesandt. Außerdem hat sie mit starker Unterstützung durch Andrea Polle, Göttingen, den Aufbau eines E-Mail-Systems zum Austausch von Stellenangeboten unter den Sektionsmitgliedern in die Wege geleitet, ein Jobmarkt, der - von ihren Nachfolgern weitergeführt -  noch immer läuft. Ferner hat sie für Postdocs eine Schnupperphase von drei Jahren in der Sektion eingerichtet; die jungen Kollegen wurden danach vom Vorsitzenden direkt angesprochen, ordentliches Mitglied der Sektion und der DBG zu werden. Mit der Übernahme des Amtes als Schatzmeisterin im Executive Committee der FESPB legte sie den Sektionsvorsitz nieder.

Tagung in Dabringhausen

Auf der Mitgliederversammlung der Sektion während der Botaniker-Tagung in Düsseldorf 1996 wurde Ulf-Ingo Flügge, Köln, zum Sektionsvorsitzenden gewählt. Er hat die eingeführten Neuerungen aktiv weitergeführt und spezielle Tagungen und Workshops, die von Sektionsmitgliedern durchgeführt wurden, finanziell unterstützt. So auch die jährlichen Tagungen zur „Molekularbiologe der Pflanzen“, die unter seiner aktiven Mitwirkung als Organisator 1998 nach Dabringhausen im Bergischen Land verlegt wurden, wo sie noch heute abgehalten werden.

Das vom Sektionsvorsitzenden Karl-Josef Dietz erstellte Werbe-Poster für die Mitgliedschaft in der Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie.

Bei der Botanikertagung 2003 in Freiburg hat die Sektion Karl-Josef Dietz, Bielefeld, zum Vorsitzenden gewählt. Auch unter ihm wurden bestimmte Tagungen und Workshops mit Mitteln der Sektion gefördert und auch die jährlichen Tagungen zur „Molekularbiologie der Pflanzen“ in Dabringhausen. Er hat ein viel beachtetes Werbeschreiben zur Mitgliedschaft in der Sektion erstellt (siehe Abbildung), das ein positives Echo brachte.

Unter Karl-Josef Dietz wurde die gesamte Deutsche Botanische Gesellschaft, DBG, Mitglied der FESPB. Dazu gab es auf der Vorstandssitzung der DBG unter seiner Leitung am 10. Februar 2012 in Göttingen folgenden Beschluss: „Gegenwärtig ist nur die Sektion Physiologie und Molekularbiologie der DBG Mitglied in der Federation of European Societies of Plant Biology (FESPB). Der Vorstand ist sich einig, dass die gesamte DBG durch eine Mitgliedschaft in der FESPB und durch Vernetzung und Lobbyarbeit auf europäischer Ebene profitieren würde. Sofern sich auf der EPSO/FESPB-Tagung in Freiburg ein neues Finanzierungsmodell für die FESPB durchsetzt, welches dazu führt, dass der maximale Mitgliedsbeitrag 5000,00 € nicht wesentlich übersteigt, soll die gesamte DBG Mitglied in der FESPB werden.“ Nach der Neuordnung der Struktur der Mitgliedsbeiträge der FESPB im selben Jahr, trat die DBG ohne weitere Beschlussfassung als Gesamtgesellschaft der FESPB bei. In den Newsletters, auf der Vorstandssitzung in Tübingen (30.9.2013) und der Mitgliederversammlung in Tübingen (3.10.2013) informierte der Präsident darüber, dass seit 1. Januar 2013 die DBG und damit jedes Mitglied der DBG auch Mitglied der FESPB geworden ist. Der jährliche Mitgliedsbeitrag der DBG bei der FESPB beträgt 4.800 Euro.

Auf Karl-Josef Dietz folgte 2009 auf der Botanikertagung in Leipzig Andreas Weber, Düsseldorf, der die Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie der DBG noch heute leitet. Er fungiert als Vorsitzender, heute auch „Erster Sprecher“ genannt. Sein Stellvertreter und damit der „zweite Sprecher“ der Sektion ist seit 2016 Stefan A. Rensing, Marburg. Zur Zeit gehören etwa 260 Mitglieder der DBG der Sektion „Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie“ an. Um 2008/2009 hat Ulf-Ingo Flügge als Präsident der DBG die jährlichen Tagungen zur „Molekularbiologie der Pflanzen“ in Dabringhausen unter die Schirmherrschaft der DBG stellen lassen. Heute werden diese Tagungen als Sektionsveranstaltungen geführt, wie man der Website der „Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie“ entnehmen kann. Bei diesen Treffen und über ihre Stellenbörse bringt die Sektion den wissenschaftlichen Nachwuchs und etablierte Experten zusammen. Unter Mitwirkung der Sektion und mit Heinz Rennenberg, Freiburg, als FESPP-Präsident fand vom 29. Juli bis 3. August 2012 in Freiburg/Breisgau der 18. FESPB Congress statt, der zusammenzusammen mit der European Plant Science Organization (EPSO) abgehalten wurde.

FESPB President Heinz Rennenberg und Ralf Reski von der EPSO bei der Eröffnung des EPSO/FESPB Kongresses in Freiburg am 29. Juli 2012. Foto: Lichtenthaler

Anhänge

Anhang Nr. 6 und Nr. 7 können bei Interesse bei der Redakteurin der Sektion per E-Mail angefordert werden.