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WissKomm-Preis für Dialoge über die Chancen moderner Gentechnik

Svenja Augustin, Mitinitiatorin der europaweiten Give Genes a Chance-Bewegung, wird für ihr Engagement mit dem Wiss-Komm-Preis 2024 ausgezeichnet. Foto: privat

Doktorandin Svenja Augustin vom Exzellenzcluster CEPLAS an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erhält heute den diesjährigen Preis für Wissenschaftskommunikation (Kurz: WissKomm-Preis) der Sektion Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie (SPPMB) in der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Die Biologin vermittelt komplexe Fakten über die Unterschiede zwischen früheren und modernen gentechnischen Verfahren, am liebsten im direkten Dialog. „Uns begeistert, wie viel Akribie und Ausdauer Svenja Augustin darauf verwendet, die Sorgen und Fragen ihres Publikums aufzugreifen und ihre Expertise einzubringen“, begründet Prof. Dr. Stefan Rensing, Sprecher der SPPMB, die Wahlentscheidung. Grundlagenforscherin Augustin kann dabei auch auf Erfahrungen aus ihrem früheren politischen Engagement zurückgreifen. Mit ihrem Stil hat sie inzwischen nicht nur Verantwortliche aus der Politik ihres Bundeslandes sondern auch in Berlin und Brüssel erreicht.

In ihrer Dissertation erforscht Augustin pflanzliche Stammzellen der Pflanze Arabidopsis, mit dem Mikroskop und gentechnischen veränderten Pflanzen. Um Ihre Expertise einbringen zu können, fragt Augustin zunächst die Bedenken und Vorkenntnisse ihrer Dialogpartner ab, bevor sie publikumsgerecht über Gene und Gentechnik in Pflanzen informiert, etwa über neue genomische Techniken (NGT). Augustins Anliegen ist es, „gesichertes Wissen zu teilen und somit Menschen zu befähigen, faktenbasierte und informierte Entscheidungen zu treffen“, für evidenzbasierte Lösungen. „Denn die Kenntnisse aus der Wissenschaft können helfen den gesellschaftlichen Diskurs und den politischen Entscheidungsprozess zu informieren. Mit dem Ziel zu funktionalen Lösungsansätzen für gesellschaftliche Herausforderungen zu kommen“, erklärt Augustin, die dieses Vorgehen aus ihrem früheren politischen Engagement in Gewerkschaften kennt.

Viele Menschen hätten fälschlicherweise die Sorge, dass Grüne Gentechniken nur Großkonzernen dienen würden. Dabei müsse man die Patentierbarkeit – wenn sie bei den neuen Techniken überhaupt möglich sein sollten – von den Züchtungsverfahren trennen. Sinnvoller ist es, die Eigenschaften einer Pflanze zu bewerten und nicht die Methode, durch die sie entstand. Mit den neuen gentechnischen Verfahren, wie etwa der Genschere CRISPR-Cas, können schneller und präziser Modifikationen in Pflanzen erzeugt werden, die wünschenswerte Eigenschaften haben können. „In vielen Fällen können diese nicht von solchen Änderungen unterschieden werden, die auch in der freien Natur oder durch klassische Züchtung entstehen können“, erklärt Augustin. Mit ihrer Bereitschaft, Wissen zu teilen, und ihrem Engagement etwa beim Öko-Progressiven Netzwerk, einem Verein für Nachhaltigkeit ohne "früher war alles besser", wurde sie inzwischen zur gefragten Expertin bei Politikerinnen und Politikern verschiedener Parteien und wurde auch zu einer Anhörung in den Bundestag geladen. In Berlin rief Augustin dazu auf, sich für die Nutzung der Genomeditierung einzusetzen und mahnte, dass es auch nachteilig sein könnte, wenn die neuen Techniken nicht eingesetzt werden, etwa um die Ernährungssicherung zu gewährleisten oder um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Zum „Politikfrühstück Biotechnologie“ hatte der Tagesspiegel im September 2022 die Politik und Augustin aufs Podium in Berlin geladen (siehe Aufzeichnung bei YouTube). Die parteilose Biologin hat erstmals 2020 öffentlich über Grüne Gentechnik gesprochen. Im TV-Magazin Panorama beantwortete sie zwei Jahre später die Frage „Angst vor Gentechnik: berechtigt oder Hysterie?“ (siehe Skript) und trat in der Sendung Galileo beim TV-Sender Pro7 auf.

Mit der von ihr und David Spencer (WissKomm-Preisträger des Jahres 2022) initiierten #GiveGenesAChance-Kampagne hat Augustin in den letzten Monaten auch Verantwortliche in Brüssel angesprochen. In dieser 2021 gestarteten Bewegung sammelten sie mehrere hundert Unterschriften von Forschenden, die sich alle für eine wissenschaftsbasierte Regulierung von genomeditierten Nutzpflanzen einsetzen. Augustin teilt ihr Wissen auch in online-Dialog-Formaten und wünscht sich noch mehr Gelegenheiten für Nachwuchswissenschaftler*innen Wissenschaftskommunikation zu betreiben und sich damit in gesellschaftliche Debatten einzubringen.

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